Unabsichtliches Plagiat: Wie kann ich es verhindern?

Unabsichtliches Plagiat: Wie kann ich es verhindern?


02.04.2024 · Evergreen, Studium · von Claudia

Hast du sie auch? Diese leise Angst bei der Abgabe deiner Abschlussarbeit, etwas falsch gemacht zu haben? Wir reden hier nicht von Rechtschreibversagen und Formatierungsmakeln. Es geht um das unabsichtliche Plagiat.

Ein Zitat nicht gekennzeichnet, die Quelle nicht richtig angegeben, einen Gedankengang nicht als den eines Dritten markiert haben – was kann man tun, um nicht wegen Unachtsamkeiten bei der Plagiatsprüfung Probleme zu kriegen? Was gilt überhaupt als Plagiat und wo musst du dir keine Sorgen machen? Wir geben dir Tipps, wie du schon während des Schreibens dafür sorgst, gechillt das Ergebnis deiner universitären Plagiatsprüfung abwarten zu können.

 

Warum viele Studis Angst vor dem unabsichtlichen Plagiat haben

unabsichtliches plagiat

Bei der Master- oder Bachelorarbeit durch die Plagiatsprüfung zu fallen ist die Horrorvorstellung vieler Studierender, und plagt vermutlich die ehrlichen Studis mindestens so sehr wie die willentlichen Plagiatsbegeher. Was sind die größten Gründe, warum man sich davor fürchtet?

  • Die Bachelorarbeit, die Masterarbeit, vielleicht sogar die Dissertation – an welchem Punkt du auch stehst: Es wird die längste und aufwendigste Arbeit sein, die du bisher geschrieben hast. So eine große Aufgabe kann einem schnell das Gefühl geben, den Überblick zu verlieren.
  • Eine lange Arbeit beinhaltet zumeist viele verschiedene Quellen. Da kann man auch mal durcheinander kommen: Wo in welchem Buch stand nochmal was?
  • Du beschäftigst dich seit Monaten mit nur einem Thema, machst dir viele Gedanken und liest noch viel mehr Material dazu. Menge und Zeit in Kombination können dazu führen, dass du selber gar nicht mehr weißt, woher die Argumentation stammt, die du gerade in die Tastatur klopfst. Dann kommt die Frage auf: Hatte ich diesen Gedankengang selber oder habe ich ihn wo gelesen?
  • Manchmal schreibt man Sätze, die in dieser Form womöglich schon existieren. Zählt das denn dann als Plagiat?
  • Auf die Frage, wie viel Prozent der Arbeit als Plagiat gekennzeichnet werden dürfen, bevor es problematisch wird, gibt es keine pauschale Antwort. Es wird von Individualfall zu Individualfall entschieden. Diese Vagheit kann einen ebenfalls unsicher machen, denn in der eigenen Paranoia geht man gerne davon aus, sicher ein Pechvogel zu sein.

 

 

8 Tipps gegen das Plagiat

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  1. Zunächst das Offensichtliche: Steck dir klar das Ziel, eine wissenschaftlich und akademisch korrekte Arbeit abgeben zu wollen. Der innere Schweinehund hat beim Zitieren definitiv nichts verloren!
  2. Zitat und Quellenangabe gehören zusammen wie Ross und Rachel: Sie nerven dich vielleicht manchmal, aber es geht nicht ohneeinander. Sobald du aus einem Buch Passagen abtippst, gib sofort an, dass es zitiert ist und wo das Zitat zu finden ist!
  3. Aber: Ob Zitieren im Fließtext oder als Fußnote – heb dir die Detailfassung für später auf. Während des Schreibens kommst du oft von einem Gedankengang zum nächsten. Du zitierst gerade indirekt eine Autorin, dann gibst du noch deine eigene Stellungnahme ab und dann fällt dir gleich auch noch ein anderer super Punkt ein. Nütze diese wissenschaftliche Kreativität aus und befolge aber folgenden Tipp: Schreibe in Klammer Nachname des Autors und Seitenzahl hinter den Zitatteil (bzw. wenn du mehr als ein Buch von ein und dergleichen Person hast, dann auch noch den Kurztitel), und dann kannst du gleich weiter gehen. So vergisst du keine Angaben und kannst später alle Quellen gemeinsam und einheitlich formatieren!
  4. Führe von Anfang an ein Quellenverzeichnis. Jede Quelle, die dir bei der Recherche unterkommt, sollte auf einem Überblick-Sheet dokumentiert sein. Wenn du deine Kurzzitation später nachverfolgen möchtest, hast du alles gut im Blick und macht außerdem die Finalisierung deiner Arbeit super easy.
  5. Solltest du das Gefühl haben, gerade zwei Bücher von zwei verschiedenen Autoren mit sehr ähnlichen Gedanken und Satzbauten vor dir zu haben, dann hast du vielleicht gerade selber ein Plagiat bemerkt. Ziehe für dich deswegen lieber die ältere Quelle heran!
  6. Versuche Sekundärzitate (Zitate von Zitaten) zu vermeiden. Einer Zwischenquelle kann man nicht vertrauen, alles korrekt umgesetzt zu haben. Deswegen gilt: Such dir immer auch die Primärquelle zum Gegenchecken.
  7. Das Selbstplagiat: Du zitierst Teile deiner eigenen älteren Arbeit in einer neuen? Auch wenn alles deine Gedanken sind, musst du jene Stellen, die du von deiner vorangegangenen Arbeit übernommen hast, ebenso mit Quellenhinweisen versehen.
  8. Das Übersetzungsplagiat: Quellen, die du aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt, müssen natürlich auch ganz regulär zitiert werden.

 

Zur Beruhigung

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Was nicht als Plagiat gilt

  • “Die Experten sind sich uneinig.” – das wird wohl kein Original-Max-Musterstudent-Zitat sein. Kurze Sätze und Phrasen deiner Arbeit sind womöglich schon in dieser Form in anderen Texten existent, machen dir aber keine Probleme bei der Plagiatsprüfung.
  • Bekannte geschichtliche Ereignisse und allgemein bekannte Fakten benötigen keiner Quellenangabe. Es kann dir also nicht als Plagiat angekreidet werden, wenn du schreibst, dass der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 stattfand, und du keinen weiteren Verweis dazu machst, woher du dieses Wissen hast.
  • Selbiges gilt für Redewendungen und dergleichen. Diese gelten nicht als geistiges Eigentum einer bestimmten Person und sind somit frei verwendbar.

Auf Nummer sicher gehen

Es gibt natürlich die Möglichkeit, vorab schon deine eigene Plagiatsprüfung zu machen, um dein Gewissen zu beruhigen. Alle dort ausgespuckten problematischen Stellen kannst du damit schon einsehen und gegebenenfalls umändern. Es gibt eine Menge verschiedener Tools, die dazu im Internet angeboten werden. Von gratis Plagiatsprüfern bis zur kostenpflichtigen Profi-Version ist alles dabei.

Wir haben dir alle Infos, warum eine eigene Plagiatsprüfung eine gute Idee sein könnte, in unserem Artikel zum Thema Plagiatsprüfungen zusammengefasst. Außerdem findest du im Magazin die gängigsten Gratis-Tools im Überblick für dich komfortabel zusammengestellt, damit du schnell erkennen kannst, was für dich die beste Alternative ist.

 

 

Wie realistisch ist die Angst?

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Karl-Theodor zu Guttenberg, Franziska Giffey oder Annette Schavan: Oftmals waren es Politiker, aber nicht ausschließlich, die sich – manchmal erst Jahre nach ihrem Abschluss – mit Plagiatsaffären konfrontiert sahen. Wenn man ihren Stellungnahmen zuhört, geben viele an, sich keiner Schuld bewusst zu sein. Ist das so? Muss man sich als Studi Sorgen machen, trotz bester Absichten, bei der Plagiatsprüfung “eine auf den Deckel zu bekommen”?

Es sei gesagt, viele prominente Fälle hatten längst keine weiße Weste. Zu Guttenberg hat nicht nur abgeschrieben, sondern vermutlich die ganze Doktorarbeit von einem Ghostwriter verfassen lassen, Veronica Saß – Tochter des ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber – soll ganze 54% ihrer Dissertation plagiiert haben. Von einem auf der Tastatur ausgerutscht sein, kann da nicht mehr die Rede sein.

Generell gilt: Spuckt die Prüfungssoftware ein mögliches Plagiat aus, wird deine Arbeit schlussendlich noch einmal von Hand kontrolliert, um sich die einzelnen Passagen bzw. die Ähnlichkeit zu anderen Texten im Detail anzuschauen. Bei der Plagiatsprüfung geht es darum, einen Ideenklau mit Täuschungsabsicht zu erkennen. Erst wenn dieser Umstand erfüllt ist, bekommst du tatsächlich gröbere Probleme.

Generelle Tipps und Tricks, wie deine Bachelorarbeit der Hit wird, und vieles mehr, findest du übrigens auch in unserem Magazin.



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